© Gerda Steiner, Joerg Lenzlinger Arttower Mito 2012

vogelfrei

2024

Ortsspezifische, partizipative Mixed-Media-Installation

Schwemmholz, Fundmaterialien, Werkzeuge, Ton

Ein Projekt von Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger, konzipiert von Katharina Lackner und Julia Stoff.

Teil der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024.

21.6.–8.9.2024 / Landungsplatz Ebensee am Traunsee

Produktion: Dieter Mackinger

Kommunikation: Martin Lengauer

Künstlerassistenten: Aleksey Shchigalev, Dr. Achim Diedenhofen, Eugen Wechsler

Partner:innen: Bildungszentrum Salzkammergut/Malwerkstatt,

Communitv Nurse Ebensee am Traunsee, Einrichtungen für Senior:innen,

Frauenforum Salzkammergut, Kinder- und Jugendpastoral der katholischen

Pfarre Ebensee und Roith, Marktgemeinde Ebensee am Traunsee,

Museum Ebensee, Österreichische Kinderfreunde – Region Salzkammergut,

Schulen, Kindergärten und andere Bildungseinrichtungen, Tourismusbüro

Ebensee am Traunsee, Vogelfreunde Ebensee Himmel u.v.m.

Commissioned by: Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024

Fotos: Pia Fonia, Katharina Lackner

Der Bahnhof Landungsplatz in Ebensee entgleist im Kulturhauptstadtjahr und wird zu einem Ort für handfeste, selbstbestimmte Fantasie:

eine laute Einladung an alle, Vögel und andere Flugwesen zu erfinden um deren Ausrottung entgegenzuwirken – vor allem aber an Kinder

und deren Erwachsene. Das Künstlerpaar Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger startet eine räumliche Erzählung aus Vogelperspektive, einen wundersamen Anfang, dessen Ausgang offen ist. Ihre Installation bietet bis zur Decke Platz für wundersame Wesen, die vor Ort erdacht

und gebaut werden können.

So wächst eine wilde Lockvogelwelt mit hinterhältigen Turteltäubchen und schüchternen Aasgeiern, organisierten Hühnern und

verliebten Drachen, Kakadus, Kolibris und frechen Gimpeln, eisigen Zeisigen, hungrigen Schmatzen, preisgekrönten Stieglitzen, fantastischen Kreuzschnäbeln, Bürgermeisen und Ebenseeglern, ungeduldigen Alpenpapageien, lila Schwänen, weitgereisten Galgenvögeln und

großzügigen Elstern, Zizibes und Birigös, aufgeregten Nesthockern und extravaganten Nestflüchtern, Vogelmist, sexy Eiertänzen und noch unentdeckten Schwärmern.

Die ehemalige Gaststätte wird zu einem Zentrum anarchischer, ornithologischer Vielfalt. Der Ort weiß noch nicht, wie er am Ende aussieht, sondern ist neugierig auf die unkontrollierten Einfälle seiner Besucher:innen. Aus einem großzügigen Angebot an gefundenen und lokalen Materialien entsteht eine lebendige, begeh- und bespielbare Installation, die staunen lässt und zum Ausprobieren anregt.

Denn: Wer Vögel will, braucht Mut zur Wildnis.

Installtion zu Beginn der Ausstellung.

Installation in the beginning of the exhibition.

Installation am Ende der Ausstellung.

Installation in the end of the exhibition.

Bahnhof Landungsplatz Ebensee
Trainstation Landungsplatz Ebensee







Im Wartebereich des Bahnhofs waren Fragen zu Suffizienz, zyklischem Denken und lokalen Bräuchen, in Form von Wandtexten und als Klanginstallation von Kindern gesprochen, zu sehen und zu hören.
In the waiting area of ​​the train station, questions about sufficiency, cyclical thinking and local traditions could be seen and heard,
in the form of wall texts and spoken by children as a sound installation.

VOGELFREI!

Vögel bewegen sich zwischen Himmel und Erde. Wie kein anderes Tier stehen sie für Freiheit. Am Ende des Mittelalters (zu Beginn der Neuzeit) bekam „vogelfrei“ eine schreckliche Bedeutung. Es war der Begriff für Menschen, die man aus der Gesellschaft verbannte. Ohne Rechte waren sie den Gefahren der Natur und den Angriffen wilder Vögel schutzlos ausgesetzt. Ursprünglich meinte das Wort aber frei wie ein Vogel – diese Bedeutung möchten wir den Vögeln zurückgeben.

WAS IST GENUG?

Genug liegt zwischen Zuviel und Zuwenig, zwischen Überfluss und Mangel — das gilt für Zeit, für Dinge, für Raum, für Ideen und für Angebote.

Tiere nehmen sich, was sie brauchen, nicht mehr, nicht weniger. Vögel bauen ihre Nester aus Materialien, die sie in ihrer Umwelt finden. Nebenbei machen sie Fragen zu Suffizienz spübar: Was ist genug und was ist zu viel? Wen brauche ich und wer braucht mich? Brauche ich das Brauchen? 

WELT OHNE VÖGEL?

Wir leben im größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier vor sechzig Millionen Jahren. Besonders Vögel sind bedroht. Seit Anfang des neunzehnten Jahrhunderts sind achtzig Prozent der heimischen Arten verschwunden. Fast die Hälfte aller in Mitteleuropa brütenden Vögel ist gefährdet. Die Welt wird vogelfrei.

WELCHE BEWEGUNG MACHT GENUG?

Vögel sind Boten zwischen der Welt der Menschen und der Welt der Geister. In Finnland stellen Menschen einen hölzernen Seelenvogel ans Bett. Er soll verhindern, dass die Seele in Träumen verloren geht. 

Vögel durchqueren die Räume zwischen den Sternen und den Toten. Sie sind vielgestaltig und ursprungsnah — und sie kommen zweimal auf die Welt: einmal als Ei und einmal als Küken. Vögel sind Mittler:innen zwischen Anfang und Ende, Verwalter:innen von Ursprüngen, zuständig für Geburt, für Untergang und Tod. Ihr zyklisches Dasein steht unserem linearen Denken entgegen.

EBENSEEGLER

Der Vogelfang im Salzkammergut ist seit hunderten von Jahren gelebte Tradition und seit 2010 UNESCO-Kulturerbe der Menschheit. Deshalb wohnen in dieser Region, besonders in Ebensee, eine große Zahl Vogelexpert:innen. Jeden Herbst werden die Vögel gefangen. Ende November prämiert man die schönsten Exemplare. Anschliessend überwintern sie in grossen Volieren. Mitte April entlässt man die Vögel wieder in die Freiheit. Im Kulturhauptstadtjahr feiern wir die üblichen vier Verdächtigen — Stieglitz, Gimpel, Kreuzschnabel und Zeisig —, und dazu die ganze, wilde, bunte Vogelschar!

workshops

Von Jänner–Juni 2024 fanden selbstbestimmte Gestaltungsworkshops in Schulen, Kindergärten, Solzialeinrichtungen u.s.w. statt.

From january to june 2024 workshops took place in schools, kindergardens, social facilities, and so on.

Free as a bird

Train station Landungsplatz, Ebensee am Traunsee

Organizer: x-act events 

Commissioned by: Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024

Supported by: Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, Culture Moves Europe

Fotos: Pia Fronia