vogelfrei
2024
vogelfrei
2024
Ortsspezifische, partizipative Mixed-Media-Installation
Schwemmholz, Fundmaterialien, Werkzeuge, Ton
Ein Projekt von Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger, konzipiert von Katharina Lackner und Julia Stoff.
Teil der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024.
21.6.–8.9.2024 / Landungsplatz Ebensee am Traunsee
Produktion: Dieter Mackinger
Kommunikation: Martin Lengauer
Künstlerassistenten: Aleksey Shchigalev, Dr. Achim Diedenhofen, Eugen Wechsler
Partner:innen: Bildungszentrum Salzkammergut/Malwerkstatt,
Communitv Nurse Ebensee am Traunsee, Einrichtungen für Senior:innen,
Frauenforum Salzkammergut, Kinder- und Jugendpastoral der katholischen
Pfarre Ebensee und Roith, Marktgemeinde Ebensee am Traunsee,
Museum Ebensee, Österreichische Kinderfreunde – Region Salzkammergut,
Schulen, Kindergärten und andere Bildungseinrichtungen, Tourismusbüro
Ebensee am Traunsee, Vogelfreunde Ebensee Himmel u.v.m.
Commissioned by: Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024
Supported by: Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, Culture Moves Europe
Fotos: Pia Fonia, Katharina Lackner
Der Bahnhof Landungsplatz in Ebensee entgleist im Kulturhauptstadtjahr und wird zu einem Ort für handfeste, selbstbestimmte Fantasie:
eine laute Einladung an alle, Vögel und andere Flugwesen zu erfinden um deren Ausrottung entgegenzuwirken – vor allem aber an Kinder
und deren Erwachsene. Das Künstlerpaar Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger startet eine räumliche Erzählung aus Vogelperspektive, einen wundersamen Anfang, dessen Ausgang offen ist. Ihre Installation bietet bis zur Decke Platz für wundersame Wesen, die vor Ort erdacht
und gebaut werden können.
So wächst eine wilde Lockvogelwelt mit hinterhältigen Turteltäubchen und schüchternen Aasgeiern, organisierten Hühnern und
verliebten Drachen, Kakadus, Kolibris und frechen Gimpeln, eisigen Zeisigen, hungrigen Schmatzen, preisgekrönten Stieglitzen, fantastischen Kreuzschnäbeln, Bürgermeisen und Ebenseeglern, ungeduldigen Alpenpapageien, lila Schwänen, weitgereisten Galgenvögeln und
großzügigen Elstern, Zizibes und Birigös, aufgeregten Nesthockern und extravaganten Nestflüchtern, Vogelmist, sexy Eiertänzen und noch unentdeckten Schwärmern.
Die ehemalige Gaststätte wird zu einem Zentrum anarchischer, ornithologischer Vielfalt. Der Ort weiß noch nicht, wie er am Ende aussieht, sondern ist neugierig auf die unkontrollierten Einfälle seiner Besucher:innen. Aus einem großzügigen Angebot an gefundenen und lokalen Materialien entsteht eine lebendige, begeh- und bespielbare Installation, die staunen lässt und zum Ausprobieren anregt.
Denn: Wer Vögel will, braucht Mut zur Wildnis.
Scoll for English below
Installtion zu Beginn der Ausstellung.
Installation in the beginning of the exhibition.
Installation am Ende der Ausstellung.
Installation in the end of the exhibition.
VOGELFREI!
Vögel bewegen sich zwischen Himmel und Erde. Wie kein anderes Tier stehen sie für Freiheit. Am Ende des Mittelalters (zu Beginn der Neuzeit) bekam „vogelfrei“ eine schreckliche Bedeutung. Es war der Begriff für Menschen, die man aus der Gesellschaft verbannte. Ohne Rechte waren sie den Gefahren der Natur und den Angriffen wilder Vögel schutzlos ausgesetzt. Ursprünglich meinte das Wort aber frei wie ein Vogel – diese Bedeutung möchten wir den Vögeln zurückgeben.
WAS IST GENUG?
Genug liegt zwischen Zuviel und Zuwenig, zwischen Überfluss und Mangel — das gilt für Zeit, für Dinge, für Raum, für Ideen und für Angebote.
Tiere nehmen sich, was sie brauchen, nicht mehr, nicht weniger. Vögel bauen ihre Nester aus Materialien, die sie in ihrer Umwelt finden. Nebenbei machen sie Fragen zu Suffizienz spübar: Was ist genug und was ist zu viel? Wen brauche ich und wer braucht mich? Brauche ich das Brauchen?
WELT OHNE VÖGEL?
Wir leben im größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier vor sechzig Millionen Jahren. Besonders Vögel sind bedroht. Seit Anfang des neunzehnten Jahrhunderts sind achtzig Prozent der heimischen Arten verschwunden. Fast die Hälfte aller in Mitteleuropa brütenden Vögel ist gefährdet. Die Welt wird vogelfrei.
WELCHE BEWEGUNG MACHT GENUG?
Vögel sind Boten zwischen der Welt der Menschen und der Welt der Geister. In Finnland stellen Menschen einen hölzernen Seelenvogel ans Bett. Er soll verhindern, dass die Seele in Träumen verloren geht.
Vögel durchqueren die Räume zwischen den Sternen und den Toten. Sie sind vielgestaltig und ursprungsnah — und sie kommen zweimal auf die Welt: einmal als Ei und einmal als Küken. Vögel sind Mittler:innen zwischen Anfang und Ende, Verwalter:innen von Ursprüngen, zuständig für Geburt, für Untergang und Tod. Ihr zyklisches Dasein steht unserem linearen Denken entgegen.
EBENSEEGLER
Der Vogelfang im Salzkammergut ist seit hunderten von Jahren gelebte Tradition und seit 2010 UNESCO-Kulturerbe der Menschheit. Deshalb wohnen in dieser Region, besonders in Ebensee, eine große Zahl Vogelexpert:innen. Jeden Herbst werden die Vögel gefangen. Ende November prämiert man die schönsten Exemplare. Anschliessend überwintern sie in grossen Volieren. Mitte April entlässt man die Vögel wieder in die Freiheit. Im Kulturhauptstadtjahr feiern wir die üblichen vier Verdächtigen — Stieglitz, Gimpel, Kreuzschnabel und Zeisig —, und dazu die ganze, wilde, bunte Vogelschar!
workshops
Von Jänner–Juni 2024 fanden selbstbestimmte Gestaltungsworkshops in Schulen, Kindergärten, Solzialeinrichtungen u.s.w. statt.
From january to june 2024 workshops took place in schools, kindergardens, social facilities, and so on.
ENGLISH:
Free as a bird
A project by Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger,
concept by Katharina Lackner and Julia Stoff
driftwood, found materials, tools, sound
22 June–8 September 2024
Train station Landungsplatz, Ebensee am Traunsee
Organizer: x-act events
Commissioned by: Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024
Supported by: Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, Culture Moves Europe
Artists:
Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger
Curators:
Katharina Lackner, Julia Stoff
Production:
Dieter Mackinger
Communication:
Martin Lengauer
Artist assistants:
Aleksey Shchigalev, Dr. Achim Diedenhofen, Eugen Wechsler
Partners:
Bildungszentrum Salzkammergut/Malwerkstatt, Communitv Nurse Ebensee am Traunsee, Einrichtungen für Senior:innen,
Frauenforum Salzkammergut, Kinder- und Jugendpastoral der katholischen Pfarre Ebensee und Roith,
Marktgemeinde Ebensee am Traunsee, Museum Ebensee, Österreichische Kinderfreunde – Region Salzkammergut, Schulen,
Kindergärten und andere Bildungseinrichtungen, Tourismusbüro Ebensee am Traunsee, Vogelfreunde Ebensee Himmel u.v.m.
During the Cultural Capital Year, the Landungsplatz Train Station in Ebensee will derail, transforming into a realm of tangible, self-determined imagination. A resounding invitation to all – and especially to children and their adults, vogelfrei encourages its guests to invent birds and other flying creatures while resisting their extinction. The artist duo Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger initiate a spatial narrative from a bird’s-eye view – a wondrous beginning with an open-ended outcome. Their installation provides space up to the ceiling for fantastical beings to be discovered. created and built on-site.A wild decoy bird world grows with: cunning turtledoves and bashful vultures, organized chickens and enamored dragons, cockatoos, hummingbirds and cheeky finches, icy siskins, hungry smacks, award-winning goldfinches, fantastic crossbills, great tits, and Salzkammergut swallows, impatient alpine parrots, lavender swans, well-traveled gallows birds and generous magpies, zizibes and birigoes, excited nest sitters and extravagant fledglings, bird droppings, seductive egg dances, and as-yet-undiscovered swarms.The former restaurant is transformed into a hub of anarchic ornithological diversity. Its final appearance remains uncertain. There is great curiosity about the unbridled inspirations of its visitors. A vibrant, interactive installation created from an extensive selection of found materials, inviting wonder and encouraging experimentation. Those who want birds need courage for the wild.
Fotos: Pia Fronia